Der
Amelungsberg
Der
Amelungsberg liegt östlich des Mönchebergs(=
der Berg mit der Paschenburg)
und des Dorfes
Rohdental sowie der L 434, der Straße von Hesslich-Oldendorf
nach Rehren, die über den Rohdener
Paß das Wesertal mit dem Auetal verbindet.
Die Entfernung des
Amelungsbergs von Hesslich-Oldendorf ist rd. 4 km.
Fährt
man auf der B 65 im Wesertal von Deckbergen auf Hesslich-Oldendorf zu,
so erkennt man
besonders den Amelungsberg als einen eindrucksvollen Klotz
in der Reihe der
Weserberge im Osten, den übrigen Bergen leicht vorgelagert.
Auch der anschließende Berg, der
Mittelberg ist der Weserbergkette
vorgelagert,
sogar noch etwas
weiter als der Amelungsberg.

Der
Amelungsberg
10.10.2007
Das Dorf auf dem Foto oben ist Segelhorst. In der linken
Mitte sieht man sich nur
schwach abhebend
den Ansatz des dem
Amelungsberg südlich vorgelagerten Baumgartenbergs.
Im Osten des Amelungsbergs liegt der Langenfelder
Paß mit den Straßenverbindungen
der Dörfer Segelhorst,
Barksen und Zersen durchs Wesergebirge auf die Langenfelder
Hochebene hinauf.
Der Amelungsberg ist 321
m hoch und hat einen westlichen Vorberg(siehe auf
dem folgenden Photo im
Vordergrund), sowie den südwestlich vorgelagerten
Baumgartenberg(klicken!).

Der
Amelungsberg mit westl.
Vorberg(Burgberg);
im Vordergrund Rohdental 7.10.07
Auf der Seite zum Wesertal hin hat der Amelungsberg östlich des
Baumgartenbergs
noch drei weitere kleine
Kofel als Vorberge.
Zwischen
diesen drei kleinen Vorbergen ist je eine Senke, durch welche
man einiger-
maßen bequem an den Waldrand
zum Dorf Segelhorst, ins Wesertal hinunter,
gelangen kann, wenn man auf dem Südweg
in
halber Höhe des Amelungsbergs
unterwegs ist.
Der am weitesten nach
Osten zum Langenfelder Paß hin gelegene kleinste der
südlichen Vorberge
des Amelungsbergs besitzt am obersten Rand einen kleinen
Steinbruch aus
alter Zeit.
Der Amelungsberg wird
von dem nördlich gelegenen Bergkomplex Iberg/Schrabstein
durch den Schneegrund
getrennt, aus dem der Höllenbach/Ellerbach fließt, der im
unterhalb von
Rohdental gelegenen
Dorf Rohden einst fünf Mühlen antrieb.
Nach Süden und nach Nordwesten zum Schneegrund hin
bricht der Amelungsberg
steil ab,
stellenweise sogar senkrecht. Das Felsenband an der Südseite ist
meist
ca. 6 - 7 m
hoch. Nur an wenigen Stellen mehr nach Osten zu sind die Felsen knapp
10 m hoch. Relativ sanft fallen die
Hänge nach
Osten, Nordosten und Westen ab.
Auf der Südseite
des Berges, also zum Wesertal hin, wird der Berg von einem breiten
bequemen Forstweg in halber Höhe des
Berges zur Hälfte umrundet, dem Südweg.
Der Kammweg
am südlichen Rand des Bergplateaus weist keine Niveauunterschiede
auf,
er ist aber halb zugewachsen.
Der Berg
bietet so gut wie keine Fernblicke. Nur in den unbelaubten
Jahreszeiten
kann man ein
wenig durch die Bäume sehen. Es ist daher einsam auf dem Berg.
Seit dem Orkan
im Januar 2007 gibt es im Osten des Bergplateaus einen großen
Windbruch
eines Nadelwaldes. Da aber die Buchen am Nordrand, also zum Schnee-
grund hin
sämtlich stehengeblieben sind, gibt es auch hier keine Ausblicke ins Tal
und zum
Schrabstein und Iberg hinüber. Im Südosten des Bergplateaus kann man
ein wenig zur
Nordseite des südöstlich vorgelagerten Mittelbergs
und ins Wesertal
sehen.
An
der Nordseite fand man eine niedrige Höhlenöffnung in den Berg
hinein.

Windbruch auf dem Bergplateau des Amelungsbergs
9.2.08
Nahe dem östlichen Ende des
Bergs. In der Ferne sieht man Langenfeld
und am Horizont den
Deister.

Blick
nach Osten vom Klippenrand 9.2.08
am östlichen Ende des
Amelungsbergs
In der Ferne das Dorf Haddessen am Süntel
und am Horizont das Nordende des Ith-Gebirges.
Rechts
sieht man ein
Stück des Mittelbergs.

Im Nordwesten
des Amelungsbergs gibt
es Klüfte und steile Abstürze 9.2.08

Das wilde Felsengelände an der Westseite des
Amelungsbergs 9.2.08
Durch die Bäume blickt man ins Rohdental.
Auf
den Amelungsberg steigt man am besten
vom Osten vom Parkplatz
am Langenfelder Paß: ein kurzer
relativ steiler Anstieg am Wall und Graben
der Amelungsburg
vorbei. Vom nordwestlichen Ende des Amelungsbergs gibt
es auch einen
Weg,
ca. 30 Höhenmeter unterhalb des Plateaus des Berges, der
ohne größere
Niveauunterschiede nach Osten führt.
Von dem besagten
Parkplatz kann man auf dem bequemen Südweg den
Amelungsberg auf
der Höhe der südlichen Vorberge halb umrunden und
zur wenig tiefer gelegenen
Rohdener Burganlage auf seinem westlichen
Vorberg gelangen
und weiter zur Gaststätte Rohdental hinuntergehen.
Man kann dann
entweder durch den Schneegrund zurückwandern oder
den Weg am
südlichen Waldrand der wesertalseitigen Vorberge
(Baumgartenberg
usw.) oberhalb von Segelhorst nehmen, um zum
Parkplatz
zurückzukommen.
An der Ostseite
des Amelungsbergs gibt es ein System von alten Hohlwegen,
die vom
Langenfelder Paß und der Amelungsburg hinunter ins Wesertal, nach
Segelhorst usw., führen. Ähnliche
Hohlwege gibt es auch an anderen Bergen
des Wesergebirges, z.B. bei der Frankenburg
an der Langen Wand oberhalb
von Todenmann,
vom sog. Vorbergsplatz
an den Luhdener Klippen hinunter
nach Rinteln oder z.B. auch oberhalb
der Grafensteinerhöh und Steinbergens,
am dortigen Schweineberg,
hinunter ins Wesertal.
Diese Hohlwege wurden in alten
Zeiten von den Menschen, ihren Tieren und
Fuhrwerken immer wieder benutzt, um
auf die Berge oder besonders über das
Gebirge zu kommen. Die
Entstehung dieser Hohlwege kann man sich durch
diesen Gebrauch und die dadurch
verursachte Bodenerosion erklären. Die Berge
waren nicht so stark bewaldet wie
heute und der stark beanspruchte Boden der
Wege wurde immer mehr durch
Regenwasser ins Tal gespült, sodaß mit der
Zeit tiefe
Hohlwege entstanden. Die heutigen modernen breiten Forstwege
wurden später
meist oberhalb der alten Hohlwege angelegt.
An der Südostseite
des Amelungsberges gibt es kurz oberhalb der Landstraße
von Segelhorst
nach Langenfeld einen alten eingezäunten Apfelkamp am
Wald- und Wegesrand. An der
Rückseite des verwahrlosten Grundstücks
erkennt man
unter dunklen Bäumen zwei alte Holzbuden, daneben Sitzbank
und Tisch. Dort
hatte sich offenbar vor Jahren ein Rentner seine Altersidylle
eingerichtet, um dort beschaulich zu
sitzen und auf Berg und Tal zu blicken.
Aber seit der
"Oppa" tot ist, kümmert sich eben kein Schwein mehr um den
verwunschenen
Besitz. Und auch die "Äppel" vergehen am Baum oder auf
dem Boden.
Es gibt Stellen am Amelungsberg, an denen Märzenbecher
blühen
(in 2008 schon
Anfang Februar!).
Der Wald
ist meist Buchenwald. An den
südöstlichen Klippen sind
auch nach
dem Orkan von Januar 2007 noch Fichten stehengeblieben.
Historie:
Das ca. 900 m
mal 300 m große Plateau der Bergspitze bildete vorzeiten
eine große Burganlage, die
"Amelungsburg". Etwa auf der 260 m-Höhenlinie
befindet sich am Ost- und
Nordost-Rand ein Wall aus
Steinpackungen aus dem
Juragesteins des Wesergebirges und
ein Graben in einer Länge von ca. 1.000 m.
In
den Jahren 1954/55 fanden Grabungen in der Amelungsburg statt,
bei denen jedoch keine wesentlichen Funde gemacht wurden außer einigen
Tonscherben aus
der Zeit um Christi Geburt. Es handelt
sich bei der Amelungs-
burg wegen ihrer
Größe eindeutig um eine Fluchtburg, in welche die Bevölkerung,
auch mit Vieh, flüchtete. Die
anderen
Bergseiten mußten nicht durch Befestigungen
geschützt
werden, da sie Steilhänge oder sogar Felsklippen aufweisen. Im
Osten
befindet sich nicht weit
vom Parkplatz an der Kreisstraße 85 ein ca. 250 m langer
Vorwall
mit Graben.
Neuere archäologische
Untersuchungen(2001-2005), auch mit der C14-Radio-Carbon-
methode, deuten
darauf hin, daß die Anlage schon
ca. 400 vor der Zeitrechnung
benutzt
wurde. (< klicken!) Es besteht die Theorie, daß die
hiesige germanische
Bevölkerung sich bei Überfällen
räuberischer Kelten in die Amelungsberg-Fluchtburg
zurückzog. Keltische Stämme
bewohnten damals ganz Süddeutschland bis zu einer Linie
von nördlich des Thüringer Waldes
bis zum Niederrhein, sowie große Teile Europas
von Ungarn, Österreich über
Frankreich bis zum Baskenlande.
Es ist
unklar, ob diese Befestigungsanlage
auch in der der Zeit der Kämpfe zwischen
Römern und Germanen benutzt
wurde,
was aber wahrscheinlich ist.
Darüberhinaus wurde diese
Fluchtburg vielleicht auch in der Zeit der Sachsenkriege
benutzt,
um sich vor den eindringenden
Frankenheeren "Karls des Sachsen-
schlächters" zu
schützen. [Wir
Niedersachsen haben keinen Grund, ihn
"Karl den
Großen" zu nennen,
hat dieser fanatische Eindringling in unsere
Gegend doch aus
Rachegelüsten nach
der Schlacht auf dem Dachtelfeld(782)*
bei Verden 5.000
Sachsen (Männer, Frauen
und Kinder) ermorden
lassen.]
Es mag sein, daß diese Fluchtburg
auch zur Zeit der Einfälle ungarischer Reiter-
heere in unser
sächsisches
Gebiet in der Zeit von 900 - ca. 950 n. Chr. benutzt
wurde. Nach einer alten Chronik drangen die ungarischen
Reiterhorden
jedenfalls
plündernd und mordend wenigstens
bis Herford vor, wo sie z.B. "13 edle Jung-
frauen
raubten"(also adelige Damen, wahrscheinlich schöne blonde!), wie eine
alte Chronik
berichtet.
Erst nach der Schlacht auf
dem Lechfelde(beim bayerischen Augsburg gelegen),
fanden die Ungarneinfälle ein Ende.
Auf dem Lechfelde wurden die Ungarn
nämlich am 10.
August 955 vernichtend geschlagen durch ein deutsches Heer
unter dem
Kommando des Sachsenherzogs und späteren Kaisers
des "Heiligen
römischen Reiches deutscher Nation",
Otto I., der auch "Otto, der Große"
genannt wird und
im Magdeburger Dom begraben liegt(+ 973).
Eine
weitere,
aber wesentlich kleinere und jüngere Burganlage mit tiefen breiten
Gräben
befindet sich auf dem
westlichen Vorberg des Amelungsbergs, die Rohdener Burg,
direkt über dem
Dorf Rohdental. Sie ähnelt der sog. Frankenburg
auf dem östlichen
Vorberg der Langen Wand bei Todenmann, ist aber weniger
gut erhalten:

Die Reste der Rohdener Burg
6.12.2009
Die oben abgebildete Rohdener Burg war klein. Es handelt sich
um eine dynastische
Burg aus
der Zeit um 1100 und nicht um eine Fluchtburg der Bevölkerung.
Der Durchmesser
der Hauptburg betrug knapp 20 m. Diese kleinen Burgen haben
in der Regel auch einen Turm
gehabt.
Rechts von der auf dem Hügel ersichtlichen Hauptburg
befindet sich - tiefer gelegen -
eine Vorburg, die man nur
noch erahnen kann.
Die
Burg wurde von den Grafen von Roden angelegt, die aus Riepen
bei Beckedorf
im Raum Bad
Nenndorf stammten. Wahrscheinlich wurde sie zwischen 1130 - 1140
erbaut. Die
Grafen von Roden lebten in Konkurrenz mit den Grafen von Holstein-
Schaumburg, die kurz zuvor,
um 1110, die nur vier Kilometer entfernte Schaumburg
hatten erbauen
lassen.

Blick von der Burg Rohden hinunter auf Rohdental 6.12.09
Im
Vordergrund der Burggraben!
Von
der Eingangsseite der Burganlage führt ein schmaler Hohlweg
gewunden,
relativ steil
hinunter ins Tal zum Dorf Rohdental:

Der schmale
Hohlweg von der Burg hinunter ins
Tal 6.12.2009
Ein
breiter Forstweg - im mittleren Teil etwas
steil - führt vom Friedhof am
südlichen Dorfausgang von
Rohdental auf den Rohdener Burgberg hinauf.
Bis dort sind es
etwa 400 m Wegeslänge.
Die Grafen von Roden liessen
zur Absicherung ihres Gebietsanspruchs über das Wesertal
eine weitere Burg errichten, nämlich
die sog. "Hünenburg" oberhalb des Dorfes Hohenrode
auf einem Vorberg des Taubenbergs.
Die Hünenburg lag durch das Wesertal
und die Weser getrennt genau gegenüber der
feindlichen Schaumburg. Es kam zum
Konflikt zwischen den beiden Grafensippen.
In einem
Überraschungsangriff zerstörten die Schaumburger 1181 die Hünenburg
der Grafen von Roden. Ende
des 12. Jahrhunderts fiel auch die Rohdener Burg
an die Grafen von Schaumburg
und die Grafen von Roden gaben das Wesertal auf
und zogen sich in den Raum
Wunstorf - Hannover zurück.
* siehe hierzu die Erläuterung auf der Seite des
Hohensteins
Weitere Berge
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F.Eix/8-9.10.2007
ergänzt: 11.10.07
und 9.2.08/24.11.,
6.12.09/24.5.11,
28.4.2015
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